Zürcher Bauarbeiter legen heute ihre Arbeit nieder

Heute wird nicht gebaut. Baustellen im Grossraum Zürich stehen still. Den Anfang macht seit kurz nach 4:00 Uhr die Baustelle am Gubristtunnel. "Mit der Niederlegung ihrer Arbeit protestieren die Bauarbeiter gegen die Angriffe des Baumeisterverbandes auf ihren Gesamtarbeitsvertrag (LMV – Landesmantelvertrag). Sie zeigen, dass sie bereit sind, für ihre Arbeitsbedingungen und ihre Rente mit 60 zu kämpfen", halten die Gewerkschaften fest.Xhafer Sejdiu, Bauarbeiter und Präsident der Baugruppe der Unia Zürich-Schaffhausen, dazu: «Der Baumeisterverband spielt mit der Gesundheit von uns Bauarbeitern. Auch wir Bauarbeiter in Zürich finden: Damit ist Schluss! Wir lassen uns das nicht länger bieten. Deswegen protestieren wir und legen heute die Arbeit nieder».

Proteste im ganzen Land
Seit Mitte Oktober haben Protesttage in der ganzen Schweiz die Baustellen lahmgelegt. So zeigen die Bauarbeiter ihre Wut über die Forderungen der Baumeister. Nach Arbeitsniederlegungen auf dem Bau im Tessin, in Genf und Bern in den letzten Wochen bildet der Protesttag in Zürich den Höhepunkt dieser ersten Protestwelle. Im Laufe des Tages werden Bauarbeiter aus anderen Regionen in der West- und Deutschschweiz nach Zürich kommen. «Die grosse Beteiligung zeigt, dass die Bauarbeiter bereit sind, für ihre Rechte und ihre Würde zu kämpfen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, haben sie bereits beschlossen, den Kampf wieder aufzunehmen», kommentiert Lorenz Keller, Co-Leiter der Unia Zürich-Schaffhausen.

Worum es im Baukonflikt geht
Ende Jahr läuft der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) aus. Und für die Sicherung der Rente mit 60 braucht es zeitlich befristet zusätzliche Massnahmen. Zuerst hat sich der Schweizerische Baumeisterverband neun Monate lang geweigert, mit den Sozialpartnern über die Sicherung der Rente mit 60 zu verhandeln. "Er hat so eine Lösung unnötig verzögert", werfen die Gewerkschaften dem Baumeisterverband vor.

18‘000 Bauarbeiter an der grossen Bau-Demo im Juni 2018 haben den Baumeisterverband zum Umdenken gebracht: Seit August 2018 wird verhandelt, eine Lösung liegt auf dem Tisch: Die Rente mit 60 bleibt, die Bauarbeiter übernehmen die Kosten der Sanierung, wenn im Gegenzug der Baumeisterverband eine anständige Lohnerhöhung zahlt. Aber aus der Sicht der Gewerkschaften "erpresst der Baumeisterverband die Bauarbeiter. Er ist nur bereit, diese Lösung umzusetzen, wenn die Gewerkschaften einem Kahlschlag im Landesmantelvertrag zustimmen", so die Gewerkschaft Unia in einer Medienmitteilung. Bereits heute dauern die Arbeitstage der Bauarbeiter im Sommer bisweilen 12 Stunden. Die Gesundheit der Bauarbeiter leidet. Mit dem Vorschlag des Baumeisterverbandes müssten die Bauarbeiter von März bis Dezember immer Arbeitstage von bis zu 12 Stunden haben. "Das ist ein Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter. Zudem führen die Forderungen des Baumeisterverbandes zu massiven Lohnsenkungen bei älteren Bauarbeitern und Lohndumping durch ausländische Firmen", hält die Unia fest. Nun haben die Bauarbeiter genug: Sie kämpfen mit Protestaktionen in der ganzen Schweiz für ihren Vertrag und die Sicherung der Rente mit 60. Die Protesttage auf dem Bau haben Mitte Oktober begonnen. 3000 Bauarbeiter protestierten in Bellinzona. In Genf haben je 2500 Bauarbeiter während zwei Tagen ihre Arbeit niedergelegt. In den Kantonen Fribourg, Wallis, Neuenburg und Jura protestierten über 1500 Bauarbeiter. In Bern gingen am vergangenen Donnerstag 1000 Bauarbeiter auf die Strasse. Heute wird in Zürich gestreikt. (pd.)

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