Vor 50 Jahren im Hardturm: Ein Sieg macht Geschichte

In der fast 80-jährigen Geschichte des Hardturmstadions gab es immer wieder grosse Spiele. Eines der legendärsten ist das EM-Qualifikationsspiel Schweiz - Rumänien am 24. Mai 1967. Friedensrichter und Alt-Gemeinderat Robert Schönbächler hat für «Zürich West» in seinen Erinnerungen und in seiner Bildlisammlung gekramt.

Das Hardturmstadion, vom Grasshopper Club am 28. April 1929 eingeweiht, war während fast 80 Jahren «sportlicher Botschafter» für Zürich und das Industriequartier. Die Finissage im Hardturmstadion fand am 1. September 2007 statt: GC verlor im Meisterschaftsspiel gegen Xamax Neuenburg 1:2. Damit gingen 78 Jahre Schweizer Fussballgeschichte zu Ende.

Zurzeit halten sich in der Stadionplanung die Mühen und Tücken hartnäckig. Wann die Lichter im Hardturm wieder angehen, ist fraglich, weshalb sich ein kleiner Rückblick in vergangene «Hardturm-Zeiten» anbietet. Immerhin holte sich der Rekordmeister GC in diesem Stadion 20 seiner 27 Schweizer-Meister-Titel und 1932 den Cupsieg.

Grosse Spiele auf dem Hardturm

Auch die Schweizer Nationalmannschaft lieferte immer wieder grosse Spiele im Hardturm. Das erste Länderspiel gegen Deutschland 1930 ging allerdings mit 5:0 verloren. 1938 dann schlug die Schweiz unter Trainer Karl Rappan auf dem Hardturm zum ersten Mal England mit 2:1. Später, an der WM 1954, wurden im Hardturmstadion fünf Spiele ausgetragen. Am 3. Juli gewannen vor 31 000 Zuschauern die Österreicher das Spiel um den 3./4. Platz mit 3:1 gegen Uruguay. An dieser Heim-WM ereignete sich übrigens das bislang trefferreichste Spiel in der WM-Geschichte. Die Schweizer Nationalmannschaft verlor die Hitzeschlacht in Lausanne gegen Österreich mit 5:7 (4:5). Schon nach 19 Minuten waren die Schweizer mit Seppe Hügi und Co. 3:0 in Führung. Im Glutofen von Lausanne erlitt der Schweizer Torhüter Bocquet einen Sonnenstich und Auswechslungen gab es noch nicht.

Zurück in den Hardturm: Am 11.  April 1956 trennten sich hier vor 33 000 Zuschauern im ersten Flutlicht-Länderspiel die Schweiz und Brasilien 1:1. In den insgesamt 48 im Hardturmstadion ausgetragenen Länderspielen ging die Schweiz 26-mal als Sieger vom Platz, dazu kamen 10 Unentschieden und 12 Niederlagen.

«Überschlag dich nicht»

Am 24. Mai 1967 kam es auf dem Hardturm zum legendären EM-Qualifikations-Länderspiel Schweiz - Rumänien, das 7:1 endete. In der Schweizer Mannschaft unter Coach Erwin Ballabio spielten Kunz; Pfirter, Tacchella, Michaud, Perroud; Dürr, Bäni, Odermatt (1 Tor); Künzli (2), Blättler (2) und Quentin (2). Als 16-Jähriger war ich mit meinem Bruder Walter zum ersten Mal live bei einem Spiel der Schweizer Nationalmannschaft dabei. In diesem Nachtspiel vom 24. Mai 1967, bei Dauerregen, zuoberst auf der Südtribüne, waren wir Augenzeugen, als «unsere Nati» die hoch kotierte Mannschaft von Rumänien mit 7:1 (3:0) besiegte. Selbst über ein «Stängeli» hätten sich die Rumänen nicht beklagen können.

Es war uns auch egal, als wir später erfuhren, dass das Schweizer Fernsehen nur die zweite Halbzeit übertragen hat. Grossartig hingegen der legendäre Sportreporter Gody Baumberger. Beim Spielstand von 5:0: «Gody Baumberger, bleib ruhig, überschlag dich nicht. Meine Mutter sagte immer, wenn ich mich aufrege, soll ich auf zehn zählen. Ich habe das innerlich getan. Denn ein so herrliches Tor wie jetzt sieht man tatsächlich selten.» Und beim 6:0: «Unglaublich, unglaublich . . . Ich hätte es an sich gerne, wenn die Tore auf zwei oder drei Spiele verteilt wären, aber nehmen wir es, wie es ist.»

Schade nur, dass die Schweizer Nationalmannschaft am Schluss der EM-Ausscheidung, hinter Italien, Rumänien und vor Zypern, nur den 3. Platz belegte und so nicht an der Endrunde in Italien dabei sein konnte.

«Acht Tore in allen Variationen»

Die NZZ vom 25. Mai 1967 brachte es auf den Punkt: «Es war ein Fussballabend, von dem man noch lange sprechen wird, denn so gelöst, spielfreudig, einsatzvoll und erfolgreich spielte eine Schweizer Mannschaft schon jahrelang nicht mehr. Die 22 000 Zuschauer vergassen den Regen. Sie bekamen in 90 Minuten sieben Tore vorgesetzt (in den vorangegangenen zehn Spielen zusammen schossen die Schweizer acht Tore), und dies in allen Variationen: auf Einzelleistungen, durch Distanzschüsse, als Kopfbälle und mit Direktabnahmen. Die sonst so nüchternen Zürcher Zuschauer begannen auf den Rängen zu singen: ‹Es Göli, es Göli . . . › Die üblicherweise reservierten Tribünenbesucher stampften nach den Toren der zweiten Halbzeit im Takt, und das vereinigte ‹Hopp Schwiiz!›, das über den Platz schallte, dürfte man wohl im Hauptbahnhof gehört haben.»

An die früheren Zeiten erinnern mich auch die Kartonbilder, die damals mit einem Kaugummi zusammen für 10 Rappen verkauft wurden. Das Bazooka-Album kostete 2 Franken und für 100 Bazooka-Umschläge plus 6 Franken gab es den Lederfussball von Bazooka. Gegenüber den heutigen Panini-Bildchen waren die Jasskarten-grossen Bilder – mit Porträt in der linken oberen Ecke und mit Kurzbeschrieb über den Spieler – wertvoller und schöner. Heute gibt es dafür Säckchen mit mehreren Spielern, aber keinen Kaugummi mehr!

Vor 40 Jahren: FCZ - Liverpool

Andererseits erinnere ich mich – allerdings zehn Jahre später und im Letzigrundstadion – an den Europapokal der Landesmeister: Am 6. April 1977 bestritt dort der FCZ unter Trainer Timo Konietzka das Halbfinalspiel gegen Liverpool. Es endete 1:3 (1:2). In der 6. Minute führte ein Penalty-Tor zum 1:0 von Peter Risi. Ein Sitzplatz kostete damals 50 Franken, ein Stehplatz 20 Franken. (Robert Schönbächler / Foto: Screenshot www.youtube.com)

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