Der Schutz der eigenen Privatsphäre ist eine Grundlage für ein selbstbestimmtes Handeln, das gilt erst recht in der digitalisierten Gesellschaft. Der Datenschutzbeauftragte stellt anlässlich des 13. Europäischen Datenschutztags zusammen mit der Pädagogischen Hochschule (PHZH) Unterrichtsmaterialien für 4- bis 9-jährige Kinder vor – wahrscheinlich als Erster weltweit. Geheimnisse sind erlaubt, heisst das Modul. Geheimnisse schützen vor Manipulation und gewährleisten die freie Meinungsbildung. Die Lektionen für den kompetenten Umgang mit Daten werden dieses Frühjahr getestet und ab diesem Herbst in die Ausbildung der Lehrpersonen integriert.
Der Schutz der Privatsphäre meint mehr als die Sicherheitseinstellungen auf einer Social-Media-Plattform. Nur wer selbstbestimmt darüber entscheiden kann, was privat oder öffentlich ist, kann sein Leben eigenständig gestalten. Das Grundrecht auf Schutz der Privatsphäre ist eine Voraussetzung für das Funktionieren einer freien und demokratischen Gesellschaft. Der Datenschutzbeauftragte entwickelte gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Zürich in einem ersten Schritt Unterrichtsmaterialien für den Zyklus 1 des Lehrplans 21. Damit lernen die 4- bis 9-jährigen Kinder in fünf altersgemässen Lektionen, warum Privatsphäre wichtig ist.
Persönliche Freiheit in der digitale Zeit gewährleisten
Bruno Baeriswyl führte aus, dass der Druck auf die Privatsphäre zunehme. Gerade junge Menschen müssten rechtzeitig verstehen, dass hier ihre persönliche Freiheit auf dem Spiel stehe. Es gehe darum, die Selbstbestimmung im digitalen Zeitalter zu erhalten. Dafür müssten die Werte, auf denen das Konzept der Privatsphäre aufbaut, bewusst gemacht werden. Ohne Datenschutz seien Menschen der Überwachung und der Manipulation ausgeliefert. Es müsse ein Grundanliegen des demokratischen Staates sein, den Schulkindern das nötige Rüstzeug mitzugeben, damit sie sich kritisch und verantwortlich an der demokratischen Diskussion beteiligen können.
Mündige Bürgerinnen und Bürger als zentrales Bildungsziel
Das Ziel des Lehrplans 21 sei es, den Schulkindern die Kompetenzen mit auf den Weg zu geben, damit sie kritisch mitdiskutieren und sozial verantwortlich an der demokratischen Gesellschaft teilhaben können, sagte Heinz Rhyn, Rektor der PHZH. Fragen und Anliegen zur Privatsphäre und dem Datenschutz beschränkten sich nicht nur auf die Mediennutzung, sondern durchdringen die verschiedenen Bereiche der Lebenswelt und des Alltags. Deshalb sei es wichtig, die damit verbundenen Fragen und Herausforderungen fru?h und in verschiedenen Umfeldern kennenzulernen. In der Zusammenarbeit zwischen dem Datenschutzbeauftragten und der PHZH könne die Expertise aus rechtlicher, ethischer, pädagogischer und didaktischer Perspektive integriert werden. Ab Herbst 2019 werden die Unterrichtsmaterialien für den Zyklus 1 in die Ausbildung der Lehrpersonen integriert (pd.)