Markante Hitzewelle bestimmte Juniwetter

Die Hitzewelle im Juni 2019 brachte in den Bergen neue Rekordwerte. In Zürich wurden zwar keine Rekordwerte verzeichnet, trotzdem war es eine der intensivsten Hitzewellen seit Messbeginn. Ein Rückblick.

Kalter Mai – heisser Juni: Das globale Temperaturniveau bewegt sich auch im laufenden Jahr in Rekordhöhe. Der Mai 2019 war global unter den drei wärmsten. In Europa und speziell in einem Streifen von Skandinavien über Mitteleuropa und Italien bis nach Nordafrika war der Mai allerdings feucht und verglichen mit den Vorjahren ungewöhnlich kühl. Im zu Ende gegangenen Juni entledigte sich Europa allerdings gleich wieder von dieser globalen Sonderstellung. So war der Juni 2019 einerseits global, andererseits auch in Europa der wärmste überhaupt in der Messreihe. Dabei fällt auf, dass der Juni sowohl auf globaler wie auf europäischer Ebene die bisherigen Rekordwerte weit hinter sich zurücklässt. Gegenüber der aktuellen Referenzperiode 1981 bis 2010 war der erste Sommermonat 2019 europaweit um mehr als 2 Grad übertemperiert. Die bisherigen Junirekorde präsentierten einen Wärmeüberschuss von nur rund einem Grad.

In der Schweiz auf Platz 2
Obwohl Europa gerade den heissesten Juni seit Messbeginn erlebte, platzierte sich der Juni 2019 in der Schweiz nur auf Platz 2 der Hitzerangliste. In Zürich reichte es sogar nur für Platz 3. Nur eine Spur heisser war hier der Juni 2017. Nochmals deutlich heisser war der Juni aus dem Hitzesommer 2003. Während im Juni 2019 am Zürichberg eine durchschnittliche Temperatur von 19,6 Grad gemessen wurde, waren es 2003 extreme 22,3 Grad. Der Juni 2003 war im Grund eine einzige, lange Hitzewelle mit jeweils nur ganz kurzen Unterbrüchen. Der Juni 2019 war insgesamt immer sommerlich warm, richtige Hitze brachte aber nur die letzte Juniwoche. Diese erste Hitzewelle 2019 hat massgeblich dazu beigetragen, dass der Juni nun zu den wärmsten in der Messreihe gehört. Wie markant die Hitzewelle im Juni 2019 tatsächlich war, zeigt ein Vergleich mit früheren Hitzewellen.

Neue Rekorde?
Vom 24. Juni bis Anfang Juli 2019 stieg das Quecksilber in der Schweiz täglich über 30 Grad. Die intensivste Phase der Hitzewelle ereignete sich auf der Alpennordseite vom 25. Juni bis zum 1. Juli. Am Zürichberg wurden sieben Hitzetage mit über 30 Grad in Folge registriert. In Zürich-Fluntern wurde ein Höchstwert von 34,3 Grad gemessen. In Zürich-Witikon wurde es mit 35 Grad sogar noch heisser. Am Central zeigte das Thermometer am 27. Juni 38,2 Grad an.
Gemessen am absoluten Höchstwert gehört die Hitzewelle vom Juni 2019 nicht zu den zehn heissesten. Insgesamt elf Sommer seit Anfang des 20. Jahrhunderts brachten bereits höhere Temperaturen. Nur wenig heisser war es in den Sommern 2013, 2015 und 2018. Deutlich extremer war die Hitzewelle 2003 mit einem Höchstwert von 36,4 Grad in Zürich-Fluntern. Die Hitzewelle vom Juni 2019 brachte im Flachland kaum neue Temperaturrekorde. Anders präsentierte sich die Situation in der Höhe. Hier setzte die vergangene Hitzewelle neue Massstäbe. So wurden auf dem Säntis (21 Grad), in Davos (29,8 Grad), Scuol (33,3 Grad) und Buffalora (28,1 Grad auf knapp 2000 Meter über Meer!) absolute Höchstwerte registriert. Die Messreihen reichen dabei teilweise bis ins Jahr 1889 zurück. Der Grund, weshalb nicht auch im Flachland neue Rekordtemperaturen gemessen wurden, liegt einerseits am nassen Mai und andererseits an einer schwachen Bisenströmung in tiefen Luftschichten, welche etwas «kühlere» Luft aus Norden einfliessen liess und eine schwache Inversion auslöste. Die ergiebigen Niederschläge im Mai ermöglichten es der Vegetation ohne Probleme, die Hitzewelle zu überstehen. Die Böden waren feucht und die Pflanzen im Saft. Dadurch wurde im Flachland viel Sonnenenergie für die Evapotranspiration (Transpiration und Evaporation – Verdunstung aus Tier und Pflanzenwelt) aufgewendet und nicht direkt in Wärme umgewandelt. Das passt auch ins Muster, denn die bisherigen Rekordwerte wurden jeweils nach langen Trockenperioden gemessen – so auch im Hitzesommer 2003.

Markante Hitzewelle
Obwohl die absoluten Höchstwerte im Flachland während der Junihitzewelle 2019 nicht aussergewöhnlich waren, war die Hitzewelle insgesamt markant. Mit sieben aufeinanderfolgenden Hitzetagen mit über 30 Grad war es in Zürich die achtlängste Hitzewelle. Länger waren die Hitzewellen mit acht aufeinanderfolgenden Hitzetagen in den Sommern 2006 oder 1929 und 1952. Im Hitzesommer 2003 waren es maximal 11 Hitzetage in Folge, im Hitzesommer 1947 sogar 12.
Die Intensität einer Hitzewelle zeigt sich allerdings nicht nur an den absoluten Höchstwerten und an der Dauer, sondern auch an den durchschnittlichen Tageshöchstwerten während der Hitzewelle. Hier platziert sich die Junihitzewelle 2019 ebenfalls auf dem achten Rang. In der Woche vom 25. Juni bis zum 1. Juli erreichte die Tageshöchsttemperatur am Zürichberg durchschnittlich 32,4 Grad. Ähnlich intensiv waren die 7-tägigen Hitzewellen im Juli 2006 sowie im Sommer 1964. Noch intensiver waren die siebentägigen Hitzewellen in den Sommern 2015, 2018 und 1947 mit gemittelt über 33 Grad und vor allem die 7-tägige Hitzewelle im Sommer 2003 mit durchschnittlich 34,9 Grad.
In Lugano war die erste Hitzewelle 2019 allerdings intensiver. Zusammen mit jener aus dem Sommer 2003 war sie die intensivste 7-tägige Hitzewelle überhaupt.
Die erste Hitzewelle 2019 zeigt erneut auf, wie die künftigen Sommer in Zürich gemäss neusten Klimaszenarien aussehen werden. Der fortschreitende Klimawandel ist kein Zukunftsbild, sondern bereits Realität. Erste Auswertungen der Junihitzewelle 2019 von ETH-Professor Reto Knutti und seiner Gruppe für Klimaphysik zeigt, dass der bereits beobachtete Klimawandel Hitzewellen wie jene im vergangenen Juni in Zürich bereits dreimal häufiger auftreten lässt als ohne menschengemachten Klimawandel. In der Höhe sind die Aussagen noch deutlicher. Auf dem Säntis tritt eine solche Hitze rund 200 Mal häufiger auf.

 

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