Kunsthaus zeigt «Fly me to the Moon. 50 Jahre Mondlandung»

Vom 5. April bis zum 30. Juni widmet sich das Kunsthaus Zürich einem weltbewegenden Ereignis – der Mondlandung. Die Ausstellung ist ein Streifzug durch die Geschichte künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Mond. Ausgehend von der Romantik liegt ihr Schwerpunkt in der Kunst der Gegenwart.

Ein Kunstwerk empfängt die Besucherinnen und Besucher bereits in der Eingangshalle – die flauschige Rakete ist ein Objekt von Sylvie Fleury. Das 1997 geschaffene Werk deutet an, dass die Ausstellung die Jubelfeiern zum 50. Jahrestag der Mondlandung mit Humor und durchaus kritisch hinterfragt. Anhand von 200 Exponaten besetzt das Kunsthaus Themen wie Topografie, Mondlicht und -schatten, mediale Inszenierungen und Schwerelosigkeit.

Blick vom Mond

Die Mondlandung am 20. Juli 1969 war ein weltweit beachtetes Ereignis. Zum ersten Mal gab es Bilder von der Erde! Einige der ausstellenden Künstler waren euphorisiert. Sie produzierten heldenhafte Darstellungen und repräsentieren die Technik- und Fortschrittsgläubigkeit ihrer Zeit. Andere sahen die Menschheit bedroht. Aus 384’000 km Entfernung wirkt der Blaue Planet verletzlich und klein – ganz im Gegensatz zu den grossen Egos seiner Bewohner. Kuratorin Cathérine Hug hat diese Spannung geschickt inszeniert. Der Betrachter trifft auf Himmelskarten, auf romantisierende Gemälde, auf Propaganda konkurrierender politischer Systeme während des Kalten Krieges, sachliche Fotografien und fiktionale Filmszenen. Er durchwandert Installationen und lernt assoziativ die Vielfalt künstlerischer Auseinandersetzungen mit dem Mond im Verhältnis zu unserer Erde kennen. Nicht wenige Künstlerinnen und Künstler halten mit ihren Werken dem Erdenbürger einen Spiegel vor.

Neue Arbeiten sind von Liam Gillick, Nives Widauer und Anna Meschiari zu sehen, Lena Lapschina erweitert ein bestehendes Werk. Skurriles – wie das winzige «Mondmuseum» (1969) von Forrest Myers mit Werken von Andy Warhol, Claes Oldenburg, David Novros, Robert Rauschenberg und John Chamberlain, oder der selbstspielende Flügel von Katie Paterson trifft auf Rares: die im Werk «Moon Golem» (2009) von Amalia Pica wiedergegebene Tafel mit den Namen verstorbener Astronauten und Kosmonauten ist mit Paul Van Hoeydoncks «Fallen Astronaut» tatsächlich 1971 auf dem Mond abgesetzt worden und bis heute dort.

Liam Gillick – der normalerweise als Maler, Bildhauer und Konzeptkünstler für Furore sorgt – hat für die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung den Audioguide verfasst. Dieser führt durch die vom Kunsthaus gesetzten Themen: «Helden und Antihelden», «Mondlicht», «Inszenierung der Raumfahrt» bis hin zu «Medialer Hype», dem Buzz jener Tage, als der kleine Schritt des Neil Armstrong zu einem grossen Sprung für die Menschheit wurde, aber bereits mit dem Sputnik-Schock und Juri Gagarin in der Sowjetunion begann. Auf dem Weg begegnen wir Füssli, Munch oder von Werefkin, Meisterinnen und Meistern, die von der Eroberung des Weltraums nur träumen konnten, sowie Zeitzeugen wie dem Weltraumspaziergänger Alexei Leonov, dessen subjektive Sicht einer dokumentarischen gegenübersteht. Turner-Preisträger Yinka Shonibare reflektiert mit einigen Jahrzehnten Abstand zu dieser Zeitenwende die Anziehungs- und Abstossungskraft zwischen den Welten neu, indem er das Thema weisser Hegemonialbestrebungen auf dem Mond und Parallelen zur Kolonisierung mittels in Motown-Stoffdruck gekleideten Afronauten ironisch hinterfragt. Ein weiterer Turner-Preisträger, Darren Almond, ist mit drei Werkzyklen prominent vertreten und geht der Bedeutung des Mondes für die Menschheit bis zurück in die Steinzeit nach.

Erstmals zu hören:Gespräch zweier Astronauten

Forschung, Technik und Kultur spannen anlässlich dieses Jubiläums zusammen. Und so gelingt es dem Kunsthaus, Leihgaben aus aller Welt nach Zürich zu holen – darunter bisher unveröffentlichte Beiträge – wie Sonia Leimers künstlerische Verwertung des aufgezeichneten Gesprächs zweier Raumfahrer, die sich im All über den Blauen Planeten unterhalten. Oder die Fotografien von der Erde, erstellt vom Astronauten William Anders, der sich seitdem als Künstler verstehen könnte. Zu den bedeutenden Leihgebern gehören The Archive of the Russian Academy of Sciences (ARAS), die Berlinische Galerie, das Max Ernst Museum Brühl, die Tate, die UBS Art Collection, die Zabludowicz Collection in London, und zahlreiche private Leihgeber.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum. Sie wird unterstützt von Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst. Weitere Gönner sind die Truus und Gerrit van Rimsdijk Stiftung und Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.

Filme, Diskussionen, Führngen
«Weltraumrecht: Wo stehen wir jetzt, und in Zukunft?» Diskussion mit Prof. Dr. Kai-Uwe Schrogl, Head of the Strategy Department bei ESA (Paris) und weiteren Gästen. Donnerstag, 9. Mai 2019, 19–20.30 Uhr. Auf Deutsch. (pd.)

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