Herzinfarkt und Diabetes gefährden Flughafenanwohner

Die Gefahr, aufgrund von Fluglärm an Herzinfarkt oder Diabetes zu erkranken, ist rund um die Schweizer Flughäfen wesentlich grösser als bisher angenommen. Dies bestätigt eine neue Studie der Universität Basel, wo Prof. Martin Röösli mit einem Forschungsteam festgehalten hat: Das Herzinfarkt-Risiko steigt ab einem Durchschnittslärm von 40 Dezibel und nicht, wie bisher angenommen, bei einem jährlichen Durchschnittswert von 50 Dezibel. Da es sich bei Dezibel um ein logarithmisches Mass handelt, liegt der alte Wert dreimal höher als der neue. Für die „Sirene“-Studie von Prof. Röösli wurden während sieben Jahren 4,4 Millionen Schweizer untersucht. Die Daten zum Fluglärm wurden rund um die drei Landesflughäfen in Zürich, Genf und Basel sowie um den Militärflughafen Payerne erhoben.
 
Neben einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte stellt die Forschungsgruppe auch ein signifikant erhöhtes Risiko für Herzversagen und ischämischen Schlaganfall bei Personen fest, die Fluglärm ausgesetzt sind. Prof. Rööslis „Sirene“ genannte Studie besagt auch, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt werden durch einen stark schwankenden statt konstanten Lärmpegel, wie er von Flugzeugen ausgeht mit einer durchschnittlichen Überflugzeit von 12 Sekunden.
 
Aufgrund einer Parallelstudie des gleichen Basler Forschungsteams mit dem Namen Sapaldia (Swiss study on Air Pollution and Lung Disease in Adults) wurde wissenschaftlich ermittelt: In Fluglärmzonen tritt Diabetes bis doppelt so häufig auf wie anderswo in der Schweiz.
 
Das für Lärmgrenzwerte zuständige Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat die beiden Studien der Universität Basel bisher noch nicht kommentiert mit der Begründung, man warte noch die Endergebnisse ab.
"Da die Resultate der beiden Studien aber definitiv sind, besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass das BAZL zugunsten des Flughafens und der Fluggesellschaften und zulasten der Bevölkerung auf Zeitgewinn spielt", befürchtet die Stiftung gegen Fluglärm in ihrer Mitteilung von heute.
 
Der enge Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde von dem gleichen Forschungsteam schon 2010 nachgewiesen. Es ermittelte, dass tödliche Herzinfarkte um die Flughäfen Basel, Genf und Zürich bis zu 48% häufiger sind als in der restlichen Schweiz. Auch zahlreiche andere internationale Studien haben auf diese Zusammenhänge immer wieder hingewiesen.
 
Adolf Spörri, Präsident der Stiftung gegen Fluglärm in Zürich, ist empört darüber, wie ein vom Steuerzahler finanziertes Bundesamt, das BAZL in Bern, dieses höhere Erkrankungs- und Sterberisiko hinnimmt. Spörri: „Wir dürfen nicht zulassen, dass das Schweizer Volk den Interessen seiner Flughäfen und ausländischer Fluggesellschaften geopfert wird.“ Es sei bedauerlich, dass auch die kantonalen Regierungen keine Möglichkeit haben, die Praxis des Bundesamtes für Zivilluftfahrt in solchen Fragen zu beeinflussen. Spörri verlangt deshalb für die über 300 000 betroffenen Menschen rund um den Flughafen Kloten: „Die unzulässigen Südanflüge wie auch die zusätzlichen Ostanflüge sind einzustellen. Die siebenstündige Nachtruhe von 23 Uhr bis 6 Uhr ist strikte einzuhalten. Die Einführung von Südstarts geradeaus kommt nicht infrage.“ (pd./Foto: A. J. Minor)

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