Grössere Flieger, grösseren Gewinn

Die «Swiss» liefert ein Rekordergebnis ab: Mehr Passagiere, mehr Fracht und mehr Umsatz bei tieferen Kosten.

Die Lufthansa-Tochter Swiss hat ein äusserst erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich: Sie steigerte den Umsatz um 3,2 Prozent auf 4,95 Milliarden Franken, den Gewinn um 31 Prozent auf 561 Millionen Franken; selbst ohne Sondereffekte wie Gewinne aus dem Anlagevermögen betrug der operative Gewinn noch 553 Millionen – eines der besten Ergebnisse ihrer (jungen) Firmengeschichte.
Die Verantwortlichen führten das gute Ergebnis an der Medienkonferenz vergangene Woche unter anderem auf die 2016 eingeleitete Flottenerneuerung zurück: Durch sparsamere und grössere Flugzeuge sanken einerseits die Kosten, andererseits konnten die zusätzlichen Sitzplätze auch verkauft werden – was im heutigen, hart umkämpften Markt nicht selbstverständlich ist. Zudem hätten sich die Ticketpreise stabilisiert.


Neu zur Flotte gekommen sind zwei Boeing 777-300ER für die Langstrecke, welche zwei Airbus A340-300 ersetzen, sowie zehn Bombardier C-Series für die kleineren Avro RJ100 auf Kurz- und Mittelstrecken. Die Lieferschwierigkeiten von Bombardier würden zwar durch Ersatzzahlungen in den Kaufverträgen teilweise ausgeglichen, verursachten aber einigen administrativen Aufwand, so CFO Michael Niggemann.
Insgesamt führte Swiss 4 Prozent weniger Flüge durch; die Zahl ihrer Passagiere stieg aber um 2,3 Prozent – das sind 16,9 Millionen Menschen. Der Sitzladefaktor stieg um 1,1 auf 76,1 Prozent, das Frachtvolumen gar um 16 Prozent.


Gemeinsam günstiger
Auf der Kostenseite hätten sich auch die Synergien innerhalb der Lufthansa-Gruppe, zu der neben der Swiss auch Austrian und Brussels Airlines, Eurowings, Jetblue und Lufthansa Regional gehören, ausgezahlt: «Viele unserer gemeinsamen Flugzeugtypen sind nur auf dem Papier gleich», sagte Swiss-CEO Thomas Klühr vor den Medien. Durch In-Sourcing von Technik, gemeinsam entwickelten neuen Sitzen und digitalen Produkten für Kunden und Mitarbeiter innerhalb der Gruppe, aber auch durch Abstimmungen im angebotenen Netz liessen sich Kosten senken.


Individuell statt «all inclusive»
Investieren will die Swiss weiterhin in ihre Produkte in der Luft genauso wie am Boden, mit neuer Kabinenausstattung samt Internet für die A340 sowie bedienten Lounges am Flughafen. Nur ab Genf – wo die Konkurrenz durch Billig-Airlines besonders gross ist – wird das Verpflegungskonzept «Swiss Saveurs» eingeführt: In Zusammenarbeit mit Globus und weiteren Partnern bietet Swiss in «Economy light» den reinen Flug und gegen Aufpreis zusätzliche Verpflegung mit regionalem Charakter an. Sie lässt sich aber auch im Flugzeug selber noch bestellen. «All inclusive entspricht nicht mehr dem Zeitgeist», so Klühr. «Was man nicht beansprucht, will man auch nicht bezahlen.» Im Fokus stehen vielmehr dank Digitalisierung individualisierte Angebote wie ein Life-Chat beim Buchen auf der Homepage, Online-Check-in und dadurch schnelle Gepäckaufgabe und laufend Informationen am Flughafen selber, die erwähnten Upgrades beim Essen (wer weiss schon zwei Monate vor dem Flug, worauf er dann Hunger hat) sowie Transportdienste am Zielort.
Für 2018 erwartet die Swiss wegen des anhaltend hohen Wettbewerbsdrucks und des gestiegenen Ölpreises ein leicht schlechteres Ergebnis. Die Konsolidierung in der Luftfahrtbranche sei noch nicht abgeschlossen.


«Das bräuchten wir jetzt schon»
Etwas Sorgen bereitet Klühr die Situation am Flughafen Zürich, dem «am meisten eingeschränkten Flughafen in Europa». Klühr müsse das «sehr rigide Nachtflugverbot akzeptieren» (welches in München und Frankfurt eine halbe beziehungsweise eine Stunde kürzer ist), kritisiert aber, dass Zürich Kapazität und damit Qualität nur bei schönem Wetter ohne Bise halten könne. Beim Bisenkonzept (mit Landungen von Norden und Starts nach Osten) sinke die Kapazität von 76 auf 56 Bewegungen pro Stunde und in der Folge die Pünktlichkeit auf rund 50 Prozent, was «absolut unzureichend» sei. Südstarts bei diesen Wetterlagen seien zwar im Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL 2) vorgesehen, wären aber erst in rund 8 Jahren möglich. «Das bräuchten wir jetzt schon.»


Der bewilligungsfreie Verspätungsabbau von 23 bis 23.30 Uhr sei deshalb absolut notwendig – zumal sich schon eine verspätete Mittagswelle auf die Zubringerflüge der Langstrecken am Abend auswirke. Weitere Einschränkungen der Betriebszeiten würden das Hub-System und damit viele Verbindungen gefährden.
Die Frage, ob auch die Swiss in Deutschland Druck für die Ratifizierung des Staatsvertrags mache, bejahte Klühr zwar. «Doch da herrschte Stillstand in den letzten Monaten.»

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