Der König der Tiere gerät in Bedrängnis

Bereits einmal in der Geschichte stand es schlecht um den Indischen Löwen. Nun soll genau das verhindert werden. Mit dem Erhaltungszuchtprogramm, an dem sich auch der Zoo Zürich beteiligt.

Sibylle Ledergerber

Vor rund 2000 Jahren, bewohnte der Indische Löwe ein Verbreitungsgebiet, das von Bulgarien über Griechenland bis nach Indien reichte. Zu seinem Leid jedoch fanden auch Grosswildjäger Gefallen an ihm und jagten das prächtige Tier fast bis zu seiner kompletten Ausrottung. 1884 gehörte die Grosskatze schon beinahe auf die Liste der ausgestorbenen Tierarten, denn gerade einmal ein Dutzend Tiere hatte überlebt. Diese Letzten ihrer Art lebten im indischen Gujarat, genauer im Gir-Wald. Der Herrscher von Gujarat, selbst der Jagd nicht abgeneigt, begriff plötzlich des Löwen missliche Lage und stellte die letzten Exemplare unter Schutz. Zum Glück für die Art, denn ohne diesen Schutz würde sie gewiss nicht mehr existieren. 1955 wurde die Löwenjagd in Indien schliesslich ganz verboten und zehn Jahre später, im Gir-Wald, ein grosses Schutzgebiet für sie geschaffen.

Die Regierung stellt sich quer
Nun jedoch, über hundert Jahre nachdem die indischen Löwen beinahe ausstarben, gilt es ein anderes Problem zu lösen. Dieses Mal geht es jedoch nicht um den Stolz der Jäger, sondern um den Stolz der Regierung Gujarats. Als der Löwenbestand im Gir-Wald seine Grenzen zu sprengen drohte, machte man sich in den Neunzigerjahren auf die Suche nach einem geeigneten Gebiet für eine Umsiedelung. Als passend wurde das Kuno Wildlife Sanctuary im Nachbarstaat Madhya Pradesh befunden. Nun ist allerdings Gujarat, das die Löwen als «Pride of Gujarat» bezeichnet, nicht bereit, seine Löwen an den Nachbarstaat abzugeben. Madhya Pradesh sei schliesslich bereits als Tigerstaat bekannt. Auch auf Befehl des obersten Gericht Indiens, die Löwen umzusiedeln, reagierte man in Gujarat bisher nicht. Diese Unvernunft stösst im Zoo Zürich auf Unverständnis: «Für mich ist es ein Trauerspiel und falsch verstandener Stolz. Eigentlich sollte doch langfristig gedacht werden», meint Robert Zingg dazu.

Reservepopulation als Lösung
Da bis zum heutigen Tag keines der Tiere umgesiedelt wurde, im Kuno Wildlife Sanctuary aber genügend Wild zur Verfügung stünde, wird nun eine andere Möglichkeit geprüft. So sollen zoogeborene Löwen im Gebiet ausgewildert werden. Auch der Zoo Zürich beteiligt sich am Erhaltungszuchtprogramm mit seinen vier Tieren. Inzwischen zählt man 210 Tiere in Zoos im asiatischen Raum und rund 140 Tiere in europäischen Tiergärten. Die Auswilderung gestaltet sich allerdings schwierig, da die Tiere sich bisher nie in der freien Wildbahn zurechtfinden mussten. Viel einfacher wäre eine Umsiedelung gewesen.

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