Als Affoltern zum Flammeninferno wurde

Am 8. März 1994 entgleiste ein Kesselzug mit Benzin beim Bahnhof Affoltern. 500 Feuerwehrleute standen im Einsatz. Eine Katastrophe, die bis heute, 25 Jahre danach, allen, die sie miterlebt haben, in Erinnerung geblieben ist.

«Sie, ein Riesenbrand im Bahnhof Affoltern.» Dies war einer der ersten Notrufe, der am 8. März 1994 um 8.10 Uhr von der Einsatzzentrale der Berufsfeuerwehr Zürich entgegengenommen wurde. In den ersten fünf Minuten wurden 37 Notrufe registriert.

Als erstes war das Pikett Glattal vor Ort. Danach folgten innert Kürze SBB-Lösch- und -Rettungszug, Bundeslöschzug, Flughafenfeuerwehr, die freiwilligen Kompanien 11 und 12, Feuerwehren Rümlang, Opfikon, Bülach sowie das Luftschutzbataillon 25. Später kamen noch die Feuerwehren von Oberglatt, Dietikon, Kloten, Schlieren und die Kompanie 31 dazu. Insgesamt standen 500 Feuerwehrleute im Einsatz.

Der Zug, der beim Bahnhof Affoltern entgleiste, umfasste 20 vierachsige Zisternenwagen mit je 80 000 Litern Benzin. Er sollte vom Auhafen Birsfelden via Regensdorf, Affoltern und Seebach nach Häggenschwil fahren. Ungefähr 5 Kilometer vor der Unfallstelle verlor die hinterste Achse des siebten Wagens das Radsatzlager, was zur Entgleisung dieser Achse führte. Der Zug bewegte sich mit 70 km/h in Richtung Bahnhof Affoltern.

Bei der Einfahrt in den Bahnhof wurde durch die Einfahrtsweiche auch die zweite Achse des hinteren Drehgestells aus den Schienen gedrückt. Beim Bahnübergang Zehntenhausstrasse brach der Wagen endgültig aus und kollidierte mit dem Betonmast der Übertragungsleitung.

Durch das riesige Loch im Wagen floss eine grössere Menge Benzin aus. Mehrere Bahnwagen standen sofort in einem Flammenmeer.

Mehrere Explosionen

Innert Kürze waren auch drei der angrenzenden Häuser in Vollbrand. Da die ersten Feuerwehren auf der anderen Seite des Unfallorts eintrafen und nicht hinüberfahren konnten, mussten die Häuser aufgegeben werden. Das vierte Haus konnte gehalten werden, musste allerdings nach dem Brand abgebrochen werden. Einige Fahrzeuge auf dem Parkplatz nebenan gerieten ebenfalls in Brand.

Bereits vor Eintreffen der Rettungskräfte ereigneten sich mehrere Explosionen. Um 9.06 Uhr erschütterte eine heftige Explosion den Schadenplatz. Diese zerstörte das Regenklärbecken beim Katzenbach und ungefähr 600 Meter der Kanalisation. Um 16.20 Uhr gab es wiederum eine heftige Explosion. In der nahen Personenunterführung brannte es aus dem Entwässerungsschacht.

Opfiker verantwortlich für Zürich

Der Opfiker Peter Hintermann war damals Pikettchef und hat im Neujahrsblatt 2014 darüber berichtet. «Das ist ein einmaliges Ereignis für jeden Feuerwehrmann, der dabei war», erzählte er dem «Stadt-Anzeiger». «Die Rauchsäule war schon in Glattbrugg zu sehen.»

Am Brandherd angekommen, erhielt der Pikettchef zuerst den Auftrag, die ganze übrige Stadt Zürich abzudecken, weil alle anderen Feuerwehren in Affoltern im Einsatz standen. Der Einsatzleiter habe ihm später berichtet, dass Hintermann bei diesem Auftrag «kurz die Gesichtsfarbe gewechselt» habe.

Glücklicherweise brannte es nirgendwo sonst in der Stadt, und einer nach dem anderen wurden die Opfiker für die vielen anderen anstehenden Aufgaben abgezogen: Löschen, Absperren, Evakuieren. Feldweibel Stefan Hegi war in der Kläranlage Glatt, wo sich das Benzin zentimeterhoch auf dem Wasser sammelte und beim kleinsten Funken zu explodieren drohte. Dies verbot den Einsatz sämtlicher elektrischer Apparate – einschliesslich Feuerwehr- autos. «Wir haben stattdessen Schläuche verlegt und Pulverlöscher hingetragen», so Hegi.

Talk mit Augenzeugen

Am Montag, 18. März, um 19.30 Uhr findet im Quartiertreff Zehntenhaus, Zehntenhausstrasse 8, ein Talk mit Augenzeugen statt: Heinz Steger (ehemaliger Feuerwehrmann), Paul Kleger, Schreinerei, und Quartierbewohnerinnen und -bewohner. Moderation Pia Meier, Präsidentin Quartierverein Affoltern.

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