Flughafen will mehr «Motörli» einbauen

Seit Montag liegt das nachgebesserte Schallschutzkonzept Süd auf. Neu sollen 1700 zusätzliche Häuser mit Lüftern oder «Motörli» ausgerüstet werden.

Die morgendlichen Südanflüge ab 6 Uhr sind seit ihrer Einführung 2003 ein kontroverses Thema. Nun hat die Flughafen Zürich AG das ergänzte Schallschutzkonzept Süd, Phase 2, öffentlich aufgelegt – nachdem eine erste Variante vom Bundesgericht als ungenügend zurückgewiesen wurde.
Neu an diesem Konzept sind im Wesentlichen zwei Punkte: der erweiterte Perimeter, in dem die Hauseigentümer in den Genuss von Schallschutzmassnahmen kommen; und der Umstand, dass der Flughafen nun auch in Schlafzimmern, in denen bereits Schallschutzfenster vorhanden sind, Schliessmechanismen einbauen will.


Als Perimeter war in der ursprünglichen Version des Schutzkonzepts Süd nur der Sektor vorgesehen, in dem die Dachziegel wegen Wirbelschleppen, welche nahe Flugzeuge verursachen, festgeklammert worden sind. Dies war dem Bundesgericht aber zu wenig; schliesslich breitet sich der Lärm einiges weiter aus als die Luftturbulenzen.


Mehr «Motörli»
Nun hat der Flughafen ein weit grösseres Gebiet dafür vorgesehen. Es bemisst sich nach dem Lärm, der am Ohr eines Schlafenden auftritt. Dieser darf einen Schalldruckpegel von 57 Dezibel (dB, A) nicht überschreiten. Ebenfalls berücksichtigt wird, dass mehrfach auftretender Lärm – wie bei Landungen am Morgen – eher Aufwachreaktionen verursacht, was zur Formel 6×57 dB (A) als Grenzwert führte.


Die Werte sind in ausgiebigen Untersuchungen des Schlafverhaltens ermittelt worden, und die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt Empa hat daraus das zu sanierende Gebiet berechnet (siehe Karte). Neu ist, wie erwähnt, dass auch die Häuser berücksichtigt werden, die bereits Schallschutzfenster besitzen. Denn ein Schallschutzfenster, das wegen frischer Luft nachts geöffnet ist, erfüllt seinen Zweck nur noch bedingt. Die Schlafzimmer erhalten wahlweise ein «Motörli», das ein Kippfenster vor Ankunft des ersten Morgenflugs schliesst, oder Schalldämmlüfter (auf Kosten des Hauseigentümers auch mit Wärmetauscher).
Insgesamt sollen sämtliche Schlafzimmer in rund 1700 Häusern damit ausgerüstet werden: 400 in Opfikon, 900 in Zürich-Schwamendingen. Die Erfahrungen aus dem ersten Schutzkonzept Süd zeigten, dass nur knapp die Hälfte (46 Prozent) der Hausbesitzer vom Angebot gegen Morgenlärm Gebrauch macht. 71 Prozent davon wiederum haben sich für einen Schliessmechanismus entschieden, von den restlichen 29 Prozent haben nur deren 7 die Kosten für die Wärmerückgewinnung auf sich genommen; bei den anderen geht mit der ausgetauschten Luft auch etwas Wärme verloren.


7 Prozent wollten noch mehr
Von denjenigen Eigentümern, die das Angebot ablehnten, verfügte fast jeder zweite über eine Komfortlüftung, weshalb die Fenster für Frischluft gar nicht geöffnet werden müssen. Jeder Vierte sah keinen Bedarf mehr, weil er schon selber in bessere Fenster oder Ähnliches investiert hatte. Jeder Achte gab an, dass sein Haus in absehbarer Zukunft abgerissen werde. Für jeden zehnten Eigentümer ist der Unterhalt zu aufwendig, die Bedienung zu komplex oder die Aufputz-Montage zu unschön.
Und die verbleibenden 7 Prozent der absagenden Eigentümer sind der Ansicht, dass die angebotenen Schutzmassnahmen ungenügend sind, und fordern weitere, hauptsächlich Schallschutzfenster. Jeder fünfte im Sommer 2016 angeschriebene Hausbesitzer gab bis Ende Februar 2017 überhaupt keine Antwort. (rs.)

Planauflage bis 28. 2: Volkswirtschaftsdirektion, Amt für Verkehr, Neumühlequai 10, Zürich; Gemeindeverwaltung Fällanden, Schwerzenbachstr. 10, Fällanden; Gemeindeverwaltung Wallisellen, Abteilung Hochbau und Planung, Zentralstr. 9, Wallisellen; Stadt Dübendorf, Usterstr. 2, Dübendorf; Stadt Opfikon, Bau und Infrastruktur, Oberhauserstr. 27, Glattbrugg.

 

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